Die Welt der Corps

Corps sind die älteste Form von Studentenverbindungen in Deutschland. Manche von ihnen existieren durchgehend seit über 200 Jahren. In dieser Zeit haben sich nicht nur vielfältige Traditionen entwickelt, die bis heute innerhalb der Corps gepflegt werden. Es kam auch zu zahlreichen gesellschaftlichen Wechselwirkungen.

So prägten sich im Umfeld der Corps vielfältige kunsthandwerkliche Traditionen aus beziehungsweise wurden dort über lange Zeiträume besonders gepflegt; etwa kunstvoll verzierte Spazierstöcke, handbemalte Gefäße aller Art, Holzschnitzereien für das Interieur der Häuser und vieles mehr. Durch die speziellen Anforderungen für den Alltag von Corps entstand sogar eine eigenständige Architektur, die sich bis heute in den zahlreichen Corpshäusern ausdrückt. In unserem opulenten Bildband „Die schönsten Corpshäuser“ können auch Leser, die sonst keine Berührungspunkte zu Corps und Studentenverbindungen haben, einen Blick hinter diese – zumeist – altehrwürdigen Mauern werfen.

Mit Gottlieb Daimler, Justus von Liebig oder Friedrich Bayer – um nur ein paar Namen zu nennen – stammen aus den Reihen der Corps auch zahlreiche visionäre Erfinder und Industrielle. Mindestens 258 Corpsstudenten gehörten oder gehören als Naturwissenschaftler oder Mediziner der Leopoldina an, sozusagen der Hall of Fame der deutschen Wissenschaft. Rund 120 Corpsstudenten gehörten der Frankfurter Paulskirchenversammlung an und gaben damit wesentliche Impulse für eine demokratische, auf Rechtsstaatlichkeit beruhende Zukunft in Deutschland. Dabei reicht das politische Spektrum vom Revolutionär Fritz Hecker über den Sozialisten Wilhelm Liebknecht bis hin zu seinem Gegenspieler Otto von Bismarck und sogar zu Kaiser Wilhelm. Aktuell gibt es drei ehemalige Bundesminister, die einem Corps angehören.

Diesen ebenso breiten wie tiefen kulturellen Kosmos der Corps in Einzelaspekten zu beleuchten, hat sich die Edition CORPS zur Aufgabe gemacht.